Über einen Artikel in der FAZ bin ich auf diese ausgefallene und günstige Wohnform gestoßen: Autorin Vera Tollmann und Dirigent und Filmemacher Christian von Borries wohnen im Gewächshaus: Ihr „Hegemonietempel“ steht seit 2010 auf dem Flachdach einer ehemaligen Hinterhof-Fabrik in der Uferstraße im Wedding.
Die beiden Bauherren haben bei ihrem Projekt nur 600 EUR pro Quadratmeter ausgegeben und sich ihren individuellen Traum vom Wohnen ermöglicht. Im Vergleich: Bei Neubauten in Berlin sind aktuell Preise ab 2000 EUR / qm die Regel. Beim Hegemonietempel kommt allerdings noch die Pacht für die 150qm Dachfläche hinzu: 225 EUR pro Monat. Dieser Betrag fällt bei regulären Neubau-Projekten nicht an, da das Grundstück in der Regel als Gemeinschaftseigentum dazugehört. Nach Angabe der Bauherren betragen die Nebenkosten 150 EUR pro Monat.
In meinem Artikel Minihäuser auf den Flachdächern von Kreuzberg stellte ich die Frage, wie man an eine solche Dachfläche überhaupt rankommt. Auch das Beantworten die beiden auf ihrer Webseite:
„In unserem Fall half der Zufall. Wir fanden einen privaten Besitzer, der nicht sofort in den Kategorien Wertsteigerung und Bestandschutz denkt und der offen war für unser ausgefallenes Bauvorhaben. Klar war, dass der langfristige Pachtvertrag (30 Jahre) den Wert der Immobilie am Markt zumindest einen Stück weit mindern würde.„
Als äußere Hülle dient ein gewöhnliches Gewächshaus mit einer Grundfläche von 90qm, es bleiben weitere 60qm als Dachterrasse. Der Innenbereich besteht aus zwei gemauerten Zimmern und wurde vorwiegend mit gebrauchten Baumaterialien ausgebaut. Fotos gibts hier. Die Nutzer müssen sich den Jahreszeiten anpassen: Im Winter sind hauptsächlich die zwei gemauerten Zimmer nutzbar, die Küche wurde auf Rollen gebaut und lässt sich im Sommer auch auf die Terrasse verschieben – entsprechende Anschlüsse sind auch draußen vorhanden. Ich gönne den beiden ihr außergewöhnliches Domizil: Sie haben 14 Monate Verhandlungen mit dem Bauamt hinter sich.
Quellen / weitere Infos:
Hegemonietempel Website
Die Gewächshäuser der Zukunft, Laura Weissmüller, Süddeutsche Zeitung, August 2010
01.11.2015 at 13:40
Jeder der einmal in einem ausgebauten Dachgeschoß gewohnt hat weiss, dass nicht nur der Winter sehr kalt werden kann, sondern, noch viel schlimmer, der Sommer sehr heiss sein kann. Irgendwie bezweifle ich dass ein Gewächshaus auf dem Dach die schlaueste Wohnform ist. Ein gut gedämmter Keller mit ein einem Kamin hat Sommer wie Winter 20°.
Warum fahren wohl Cabrios im Hochsommer bei 36° mit geschlossenem Verdeck und Klimaanlage??
10.12.2015 at 07:20
Allerdings fehlt im Keller dann auch die tolle Aussicht 🙂